Wir, also meine Eltern, mein Bruder und ich sind um kurz nach 8 Uhr morgens in Frankfurt angekommen, meine Mutter ist schon n bisschen in wehmütiger Abschiedsstimmung, während ich mal wieder überlege, ob ich wirklich 2 mal 20 Kilo Gepäck mitnehmen darf. Bin mir mal wieder nicht wirklich sicher. Hab s nur von nem anderen gehört, der auch weg geht, hätte das vorher vielleicht mal nachschauen sollen. Wie das Leben so spielt, war das Glück mir natürlich wieder mal hold. Hatte doch richtig gehört. Die Krise hat sich, Gott sei Dank für Mr.Krisenmanager (danke an Inga für den Namen ;-) mal wieder von selbst geklärt… Nach der Gepäckabgabe noch mal kurz was essen, dann geht’s ab durch den Sicherheitscheck in Richtung Terminal. Meine Eltern und mein Bruder winken mir ungefähr 37 mal zu und ich zurück, während ich noch in Sichtweite bin und schließlich in der Masse verschwinde. Meine Mutter hatte schon auf m Hinweg angekündigt, dass sie wohl auf m Rückweg n paar Taschentücher brauchen würde. Ich werd die drei vermissen, das wird das erste Weihnachten ohne meine Eltern. Irgendwie komisch…
Der Flug hierhin war wirklich krass, 9 Stunden im Flugzeug auf der ersten Etappe waren schon wirklich anstrengend, eingepfercht wie im Hühnerkäfig, hatte ich wenigstens nen Fensterplatz und konnte die Aussicht genießen. War schon n komisches Gefühl aus dem Fenster die Westspitze Irlands zu sehn und sich bewusst zu machen: Jetzt kommt für einiger tausend Kilometer nur noch Wasser, Du bist unterwegs… Allerdings muss ich sagen, so ne richtige Aufregung wars nicht … Hatte ganz nette Sitznachbarn, zwei Piloten von der Bundeswehr, die zu irgendner Fortbildung unterwegs waren. Der eine sah aus wie Mr.Burns von den Simpsons (Nase, Zähne, allerdings mit Pornobalken über der Oberlippe ;-). Es hat sich ausserdem mal wieder gezeigt, dass nicht alle Klischees stimmen. Ich habe auf dem Flug eigentlich mit Stewardessen gerechnet, voller heissblütiger Schönheit, die knapp bekleidet den Gang wie auf einem Catwalk entlang stolzierend sämtliche Flugbegleiterinnen Klischees bedienen….Tja, weit gefehlt, stattdessen wurde ich abwechselnd von einer korpulenten alten Dame mit Bürstenhaarschnitt, die sich nur so durch engen Gängen quetschen musste, einem (vermutlich homosexuellen) Steward und einer weiteren, übertrieben freundlichen Stewardess bedient, die wahrscheinlich vor nem Vierteljahrhundert irgendwann mal Highschool-Abschlussballkönigin in ihrer Heimatstadt irgendwo in Kansas war. …
In Atlanta hatte ich dann fünf Stunden Aufenthalt (theoretisch, da ich ungefähr zwei Stunden in der Schlange der Einwanderungsbehörde anstand). Nachdem ich dort sämtliche Sicherheitsüberprüfungen überstanden hatte (vier an der Zahl, aber sehr effizient: Das Mädel, mit dem ich mich in der Schlange vorher unterhalten hatte, wurde in das Zoll-Büro gebeten und dort 10 min. verhört, weil sie zwölf Rittersport Schokoladen nicht als zu verzollende Güter angegeben hatte), lungerte ich nun im Terminal rum und ging ab und zu eine in der überfüllten Raucherzone rauchen, wo ich auf die erste Prise Amerika traf, wie z.B. drei 18 jährige Soldaten, die sich nur drauf freuten, das anstehende einmonatige Training in Kalifornien möglichst gut zu absolvieren und dann im Einsatz was von der Welt zu sehen. Sprich: Einsatzziel Irak …
Der zweite Flug von Atlanta nach Tucson dauerte dann nochmal 2 einhalb Stunden, die relativ schnell vergingen, da ich zum einen nette Gesellschaft hatte von einem netten Mann aus Tucson, zum anderen hab ich ziemlich lange, von dem langen Flug und den ersten Eindrücken ermüdet, den Sitz vollsabbernd, geschlafen…
Ankunft in Tucson, kurz nach 21 Uhr, es ist schon dunkel: Zuhause sind es jetzt 6 Uhr morgens, ich bin jetzt seit fast 24 Stunden auf den Beinen. Aber Mr.Krisenmanagement hält mich mal wieder in Atem, da ich noch keine Unterkunft für die Nacht habe. Also Kofferaufsammeln und ab an irgendnen Infostand. Bei Aufnehmen der Koffer treffe ich auf nen ungefähr 2,20 großen Afrikaner,er erzählt mir, dass er irgendwas mit Agrartechnik in Tucson studieren will. Wie er gerade nach Tucson kommt? – Basketballstipendium…stimmt, wir sind ja in den USA.
So, hab n Transfer in die Stadt gefunden, der nette Herr an der Rezeption hat mir sogar noch n nettes Motel rausgesucht. Also ab in die mit 25 grad noch recht milde, wie mir gesagt worden ist, Abendluft. Wir fahren los, überall sind 4 spurige Strassen, riesige Geländewagen mit donnernden Motoren fahren an mir vorbei. Ich komm mir kurz so vor wie in Walker, Texasranger (mit Chuck Norris). Die Amerikaner fahren also wirklich solche Karren ( nicht ausschließlich, man sieht ne Menge hässlicher kleiner japanischer Karren).

Ankunft am Motel, nach ner 20 minütigen Fahrt. Auf der Karte sahen die Distanzen irgendwie kleiner aus… Das Chuck Norris Bild wandelt sich in ein From Dusk till Dawn Bild, (natürlich ohne Blut und Vampire) als ich das Motelzimmer betrete. Zwei Doppelbetten, muffiger Geruch, so scheint wohl jedes Motelzimmer sich zu präsentiern. Danach bin ich n bisschen die Gegend erkunden gegangen, hab noch n Burgermenü inner Kneipe gegessen ( das war soviel, das noch nicht mal ich s gepackt habe ) War n bisschen komischer Schuppen, es lief Countrymusic und irgendwann stand ein sichtilich betrunkener Mann auf (schien n Indianer zu sein) und fing mit der rustikalen mittvierziger Bedienung an zu tanzen… Nach dem Burger war ich dann so hundemüde, dass ich dann um eins einfach ins Bett gefallen war um zu schlafen. War ja auch schließlich 27 Stunden wach.